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Der Antagonist

Ohne antagonistische Kraft gibt es keinen Konflikt und somit keine Geschichte.

Der Antagonist ist mit dem Protagonisten die wichtigste Figur. Denn der Konflikt einer Geschichte entsteht nur dadurch, dass der Antagonist gegen den Protagonisten arbeitet. Deshalb ist es wichtig, einen vielschichtigen Antagonisten mit eigenen Zielen, Motivationen und Bedürfnissen zu erschaffen. Wenn Ihr den Antagonisten so gut gebaut habt, dass Ihr die Geschichte aus seiner Perspektive erzählen könntet, hat er genug Tiefe.

 

Der personifizierte Antagonist: 

Als Darth Vader, Hannibal Lecter oder Voldemort ist es ihre Funktion, dem Protagonisten Steine in den Weg zu legen, damit dieser sein Ziel nicht erreichen kann. Traditionellerweise ist der Antagonist der „böse Zwilling“ unseres Helden. Ist der Protagonist moralisch und rechtschaffend, so ist sein Antagonist unmoralisch und wenig gesetzestreu.

Muss der Antagonist immer böse sein?

Nein. Zum einen wird er sich selten selbst für „böse“ halten, sondern durch die Hauptfigur so charakterisiert werden, und zum anderen kommt es auf die Motivation des Antagonisten an. So kann dieser in bester Absicht handeln und dennoch die Hauptfigur behindern. Ein gutes Beispiel ist Dirty Dancing: Babys Vater stellt sich nicht aus Böswilligkeit einer Beziehung mit Jonny in den Weg, sondern aus väterlicher Liebe.
Ein negativer Held hingegen wird in einer moralisch überlegenen Person seinen Gegenspieler finden. Beispiele hierfür sind Gangsterromane, dessen Protagonist sich bspw. der Polizei gegenübergestellt sieht.

 

Die antagonistische Kraft:

  1. Der Handlungsraum des Protagonisten kann sich schnell in ein Füllhorn antagonistischer Kräfte verwandeln. Nehmen wir als Beispiel Robinson Crusoe. Als Schiffbrüchiger, kämpft er um sein Überleben – hier stellt sich die Natur dem Protagonisten in den Weg.
  2. Das System (politisch, rechtlich, gesellschaftlich, religiös, magisch) stellt sich in Der Process Joseph K. als Labyrinth eines irrealen Bürokratismus in den Weg. Da er wissen will, was mit ihm geschieht, muss er dieses überwinden. Ein anderer Aspekt dieser Geschichte ist:
  3. Der innere Konflikt. Irgendwann begreift Joseph K., dass alles was geschieht, seinem eigenem Ich entspringt und der Antagonist seine eigenen Straffantasien und Schuldgefühle sind. Oder nehmen wir Zeno Cosini, der gekonnt durch sein Leben leidet. Im Buch findet sich kein einziger menschlicher Antagonist, außer Zenos Fähigkeit der Schwarzmalerei und der resultierenden Erkenntnis, dass nicht er selbst sein Leben formt, sondern das Leben ihn.

Die antagonistische Kraft kann temporär oder über das Buch hinweg durch Pseudoantagonisten verkörpert sein. Menschen, an denen sich der Protagonist aufreibt und die seine Ängste und inneren Konflikte spiegeln. Sei es Albert in den Leiden des jungen Werthers, der die gleiche Frau wie Werther liebt, obgleich diese Einschätzung falsch ist, und das Einzige, was dem Protagonisten im Weg steht, er selbst ist. Oder in Zeno Cosini der Vater und die Frauen, die dem Protagonisten immer neue Gründe liefern, nicht mit dem Rauchen aufhören zu können.

Wie wir sehen, genügt schlicht die Existenz der antagonistischen Kräfte in Form einer lebensfeindlichen Landschaft, eines politischen Systems oder eines inneren Konflikts. Tritt der Antagonist jedoch als handelnde Figur in Erscheinung, gehört klassischerweise zu seinem destruktiven Handlungsrepertoire:

  • den Protagonisten zu prüfen, zu verfolgen oder zu täuschen,
  • dem Protagonisten selbst / seinen Freunden / der Familie Schaden zuzufügen,
  • ihn in einem Zweikampf herauszufordern und
  • schließlich besiegt oder bestraft zu werden.
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