Da der Beitrag von Writing with Color aus dem englischsprachigen Raum stammt und die vorgeschlagenen Begriffe in der wörtlichen Übersetzung nicht auf gleiche Weise für die deutsche Sprache funktioniert, ist dieser Blogbeitrag eine Mischung auf dem übersetzten Text und meinen Anmerkungen.
Egal ob die Hautfarbe mit einem nächtlichen Fluss oder mit dem ersten Sonnenstrahl des Tages verglichen wird – ich [Colette] freue mich, wenn Romanfiguren of Color solche kunstvolle Beschreibung bekommen. Denn während weiße Figuren glatte, rosa-angehauchte elfenbeinfarbene Haut bekommen (von solchen Ausdrucksweisen findet man es so viele!), findet man PoC in einer Schüssel mit Süßigkeiten oder als Starbucks-Getränk wieder – falls es in dem Roman überhaupt PoC gibt. Dabei kann es ein echter Genuss sein (Wortwitz!), bei PoC aufwendige, detaillierte Beschreibungen zu finden.
Passt trotzdem auf, wenn ihr kreativ werdet. Wenn ihr es mit blumiger Sprache übertreibt, kann euer Schreibstil ziemlich schwülstig wirken – wie Purple Prose eben ist. Außerdem benötigt nicht jede Romanfigur (oder Szene) eine kreative Vergleiche, vor allem, wenn es sich bei den beschriebenen Personen nicht mal um Nebenfiguren handelt. Ihr könnt aber die kreativen Beschreibungen mit den Basisfarben aus Teil II kombinieren. Aber wie gesagt, schreibt es so, wie es am besten zu euch, eurem Schreibstil und euer Geschichte passt.
Landschaft/Vegetation
- Nacht, Dämmerung, Herbstmond
- Sonnenaufgang, Sonnenlicht, Sonnenuntergang, Morgenröte, Abendröte,
- Wälder, Blätter, Laub
- Wüste, Sand, Erde, Lehm
- Prärie, Felder, Heu, Stroh, Weizen
- Berge, Kliff
Bevor ihr jetzt losrennt und einen Herbstmond oder Klippenvergleich für die Hautfarbe euer Protagonistin kreiert, achtet auch darauf, welche Assoziationen die Wörter jeweiligen hervorrufen. Wenn ich an »Klippe« denke, habe ich ein etwas Zerklüftetes, Gefährliches, Raues vor Augen. »Sand« hingegen erweckt bei mir das Bild von etwas Körnigem, aber Glattem und Geschmeidigem. Es ist ruhig und sanft.
Bedenkt bei der Wahl der Wörter, welche Assoziationen sie hervorrufen, aber auch die Charaktereigenschaften der Romanfigur. Und bedenkt auch, aus welcher Perspektive ihr schreibt. Wenn ihr aus der Sicht einer Figur schreibt, die die zu beschreibende Person schätzt und/oder respektiert, benutzt sie wahrscheinlich freundlichere, erhabenere Worte, als wenn sie jemanden beschreibt, den*die sie nicht ausstehen kann.
Kreative Vergleiche sind vor allem eine gute Ergänzung zu Basisfarben.
»Ihr Gesicht war wie das feurig goldene Glühen der Morgendämmerung, der Anblick zog mich an.«
»Ihre Haut erinnerte an Wüstensand. Seiden und Ocker.«
Metall
Kupferfarbene Haut, messingfarbene Haut, goldene Haut … Es gibt alle möglichen Variationen mit Metallen. Ich hab sogar schon einmal von Vergleichen mit Objekten gelesen, die aus genannten Metallen bestehen oder die gleiche Farbe haben: Also »Pfennig« statt »Kupfer«. Übrigens kann man Metalle ebenfalls gut als Modifikatoren benutzen, wie im ersten Teil unter »Modifikatoren« beschrieben wurde.
»Das Kleid aus feiner weißer Seide hob sich gegen ihre tiefbronzene Haut ab.«
Holz
Holz ist ein bisschen umstritten für Hautfarben. Nicht nur, weil einige Begriffe nach Nahrungsmittel klingen (Walnuss, Kirsch), sondern auch weil Hölzer negative Assoziation hervorrufen können. Deshalb benutzen manche in ihren Romanen weder Holz zum Vergleich von Hautfarben, noch wollen sie solche Vergleiche lesen. Falls ihr Holzvergleiche benutzen wollt, holt euch verschiedene Meinungen ein, lest euch euren eigenen Text kritisch und stellt sicher, dass es zu der Figur passt und es angemessen ist.
»Die Haut des alten Hexenmeisters hatte einen tieferen Mahagoni-Ton, sein Blick war ernst und fest, während er mich anstarrte.«
Blumen
Es war ein bisschen schwierig, Blumen zu finden, die meinem Geschmack entsprechen und nicht 20 Buchstaben haben und »Schokoladenseide« heißen.
Wenn ihr Blumennamen benutzt, passt auf jeden Fall auf, dass euer Text nicht zu schwülstig wird. Seid euch auch bewusst, dass die meisten euer Leser*innen wahrscheinlich noch nicht von den Blumen gehört haben. Bei »Rosen« hat jede*r ein Bild vor Augen, aber wie sieht es mit westlichen Sonnenhüten aus? Oder mit Callas? Die meisten wissen wahrscheinlich nicht, wie sie aussehen und welche Farben sie haben.
»Verärgert trat er in die Hütte; seine Wangen rotbraun wie die Blumen, die Nana direkt vor meinem Fenster gepflanzt hatte. Hazel Fay hatte sie sie genannt, oder?«
Gesteine, Mineralien
Gesteine und Mineralien sind ein bisschen schwieriger zu benutzen, da auch hier die Farben komplexer sind und man als Autor*in definieren muss, um welche Art Mineral es sich handelt, damit die Leser*innen den Vergleich verstehen. Wenn ihr diese oder auch jede andere ungewöhnliche Beschreibung benutzt, überlegt euch, ob die Ausdrucksweise wirklich zu eurer Geschichte, der Szene oder zur Perspektive passt.
Selbst wenn ihr es schafft, ein Bild zu erzeugen, sodass auch jede*r versteht, wie Rutil aussieht, warum benutzt ihr genau diesen Vergleich anstatt einen anderen? (Diese Frage müsst ihr euch selbst beantworten.)
»Ihre Haut erinnert sie an den im Ring eingefassten Topas, den ihr Vater an seinem Finger getragen hatte. Ein glänzender brauner Stein mit sanften Facetten.«
Verschiedenes aus der Natur
Ich habe bis auf Bernstein noch nie einen Vergleich mit diesen Dingen gelesen habe, und es wirkt ein bisschen seltsam, Kienäpfel oder Schilfrohr für Vergleiche zu benutzen. Aber zumindest sind diese Begriffe – im Gegensatz zu den Blumen und Mineralien – bekannt, und die Leser*innen haben eine Vorstellung. Lest euch den Text mit dem Vergleich laut vor und schaut einfach, wie es sich für euch anfühlt.
»Ihr goldbraunes Haar hinter die Ohren gestrichen umschmeichelten sie ein Gesicht, das von der Form und der Farbe her wie eine Eichel war.«
Ich stelle mir dabei ein baumbewohnendes Wesen oder eine Person aus einer Fantasywelt vor, wodurch der Vergleich ein bisschen runder klingt.
Meine Vorschläge sollen nicht dazu dienen, dass ihr sie wahllos in eure Texte hineinschreibt. Benutzt sie sorgsam und sensibel; macht euch Gedanken, ob diese Vergleiche zu euer Figur und eurem Setting passen könnte.
Abschlussworte
Ich habe versucht, die Vorschläge, wie man Hautfarben beschreiben kann, so umfangreich wie möglich zu halten. Wenn es euch zu umfangreich war und ihr nicht wisst, wo ihr anfangen sollt, nehmt einfach die Basisfarben – da kann man kaum etwas falsch machen. Die simplen Farbnamen werden tatsächlich von den meisten Leuten bevorzugt und sie eignen sich auch am besten fürs Schreiben. Ich persönlich bevorzuge die Kombination aus Basisfarben und Modifikatoren – wie in Teil I beschrieben – und erwähne ab und an auch die Untertöne. Bei bestimmten Anlässen benutze ich auch mal einen kreativen Vergleich.
Wie schon mehrmals erwähnt, beschreibt die Hautfarbe oder generell die Merkmale einer Romanfigur of Color auf dieselbe Weise die einer weißen Figur. Wenn ihr das nicht tut, impliziert ihr damit, dass Weiß der Standard ist, weshalb die »anderen« extra erwähnt werden müssen. Zeigt zudem die Ethnie bzw. Andeutungen einer ethnischen Zugehörigkeit gleich bei der ersten Gelegenheit. Im weiteren Verlauf des Schreibens könnt ihr immer mehr Beschreibungen einfließen lassen.
Neben der Hautfarbe gibt es noch mehr Indikatoren, um die Ethnie einer Person anzudeuten. Zudem sagt die Hautfarbe allein nicht unbedingt aus, welche Herkunft eine Person hat. Zeigt daher auch Haare, Augen, Nasen, Münder, Hände, Körperhaltung, Körperform, die Textur der Haut … wobei ihr natürlich nicht alles davon auf einmal erwähnen braucht. Und während ihr die optischen Merkmale beschreibt, könnt ihr auch Andeutung einweben, die auf die Ethnie hinweisen – wie zum Beispiel Afrohaare. Wie ausführlich ihr eure Figuren beschreibt, bleibt euch überlassen. Ich selbst würde es nicht übertreiben und von jedem Leberfleck erzählen – aber charakteristische Merkmale wie eine Lücke zwischen den Schneidezähnen, ins Gesicht springende Locke oder sommersprossige Hände sind immer gut.
Und ganz wichtig: Benutzt nicht das Wort »farbig«. Wir haben einige Nachrichten mit der Frage bekommen, ob man dieses Wort benutzen könne. Ich würde sagen: Solange eure Romanfigur keine rassistische Oma aus den 60ern ist, vermeidet es, Schwarze oder People of Color als »farbig« zu bezeichnen.
— Colette
Eigentlich ist Rutil eine Modifikation* von TiO2 und neben ZnO eins der beiden Mineralien, die Sonnencreme weiß macht.
Ist auch gerne in weißer Wandfarbe.
Es kann sehr gut sein, dass natürlich auftretende Rutil-Kristalle Fremdmetalle beinhalten und deswegen andere Farben aufweisen.
Außerdem kristallisieren auch noch andere Oxide in Rutilstruktur.
Wie du betonst, sehr uneindeutig.
Sorry für das OT und Danke für den Blog!
*bei unterschiedlichen Modifikationen sind die Atome sind mit unterschiedlicher Geometrie verknüpft.