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Hautfarben-Guide: Farbnamen

Dieser Beitrag ist eine Übersetzung von Description Guide – Skin Color Part II: Word for Skin Tone (2014) aus einer Artikelreihe von Writing with Color. In diesem zweiten Teil des Guides werden konkrete Wörter für Hautfarben vorgeschlagen.

Da der Beitrag von Writing with Color aus dem englischsprachigen Raum stammt und die vorgeschlagenen Begriffe in der wörtlichen Übersetzung nicht auf gleiche Weise für die deutsche Sprache funktioniert, ist dieser Blogbeitrag eine Mischung auf dem übersetzten Text und meinen Anmerkungen.

Nachdem wir in Hautfarben-Guide: Nahrungsmittelvergleiche besprochen haben, dass Nahrungsmittel nicht für Vergleiche geeignet sind, fragten viele von euch, wie man ansonsten Hautfarben beschreiben kann. Und genau darauf wollte ich [Colette] gerade zu sprechen kommen. Im zweiten Teil von diesem Guide stelle ich Wörter vor, mit denen man die Hautfarbe benennen kann, wobei ich versuche, es mit Bild- und Satzbeispielen zu verdeutlichen.

Lasst uns anfangen!

Die Basisfarben

Schwarz, braun, beige, weiß, rosa.

Schwarz | Braun | Beige | Weiß | Rosa

»Sie hatte braune Haut.«

Diese Ausdrucksweise ist absolut perfekt. Ein simples Braun oder Beige beschreibt die Hautfarbe der Romanfigur ausreichend. Die Farben stehen für sich allein und funktionieren, auch ohne dass man ins Detail gehen muss – und vor allem sind sie garantiert klischeefrei.

Anmerkung von Vickie

Im Deutschen haben wir das Problem, dass die tatsächliche Hautfarbe selten benannt wird. Während »Schwarz« und »Weiß«, aber auch »Braun« als Begriffe sozialer Konstrukte nicht ungewöhnlich sind, sorgen »beige« oder »rosa« als Hautfarbe für Verwirrung oder Belustigung:

Rosa sind Babys, Prinzessinnen und Schweine!

Beige sind kranke Leute, Kleidung oder Cappuccino!

Dabei sind es wirklich diese beiden Farben in Kombination und verschiedenen Variationen, wenn man sich die Haut von hellhäutigen Menschen ansieht. Oder fällt euch ein besseres Wort ein?

Dahingegen ist »braun«, also die Hautfarbe von Schwarzen Menschen, ist völlig okay. Eben weil man gewohnt ist, das zu benennen, was nicht die Norm ist. Aber da sich Geschmäcker und Sprache ändern, je nachdem wie wir unsere Wörter gebrauchen, kann es vielleicht noch dazu kommen, dass wir rosa und beige irgendwann als Hautfarbenbezeichnung akzeptieren. Und es ist eigentlich doch gar nicht so schlecht, Weiße benennen zu können.

 

Komplexe Farbbezeichnungen

Hautfarben

Umbra | Sepia | Ocker | Siena | Terrakotta

Gold | Loh | Taupe | Khaki | Chamois*

Nähere Erläuterung der Farben
  • Umbra. Dunkles gelbliches Braun.
  • Sepia. Rötliches Braun. Im deutschen jedoch auch das Grauschwarz von Tintenfischen.
  • Ocker. Heller bräunlicher Gelbton bis zu einem gelb-orangefarbenen Braunton.
  • Siena. Gelbbraun bis Rotbraun.
  • Terrakotta. Bräunliches Orange bis Rotbraun.
  • Gold. Tiefes glänzendes Gelbbraun.
  • Loh(farben). Gelb- oder Orangebraun. Die Farbe von gegerbtem Leder. Wird für Fellfarben benutzt.
  • Taupe. Graubraun. Die Farbe vom Maulwurfsfell. (‘taupe’ oder ‘talpa’ = Maulwurf)
  • Khaki. Dumpfes Gelbbraun, oft mit Grünstich.
  • Chamois. Helles Gelbbraun. Die Farbe von Sämischleder. Ähnlich wie die Fellfarbe Falb(farben), Champagne, Isabell(farben) oder helles Loh.
    Im Originaltext steht an dieser Stelle ‘fawn’, also rehfarben, was aber nicht mit »rehbraun« verwechselt werden darf. Auch wenn ein paar Wörterbüchern »rehbraun« vorschlagen, ist es ein deutliches Braun. »Rehfarben« ist ein helles Braungelb.

Dies sind eher selten benutzte Wörter. Einige sind reine Farbbezeichnungen, andere haben noch eine weitere Bedeutung. Vielleicht wollt ihr sie nachschlagen, ob herauszufinden, welche Assoziationen sie erwecken können. [Anmerkung: Oder den Spoiler aufklappen. 😉]

Diese komplexen Farbbezeichnungen können für sich allein stehen, aber auch mit den Basisfarben kombiniert werden, um den Farbton genauer zu beschreiben. Da die Wörter jedoch eher ungebräuchlich sind, könnt ihr sie in einem Nebensatz zu erläutern, damit sie Leser*innen ein Bild vor Augen haben, ohne dass sie den Begriff im Wörterbuch nachschlagen müssen.

»Er war groß und schlank, und seine Haut war wie Terrakotta, rötlich braun.«

»Seine Haut hatte einen Ocker-Ton, sanft braun, wie wenn der Wald von Licht durchflutet wurde.«

Anmerkung von Vickie

Auch wenn diese Farben im Fantasy-Setting (von euch) akzeptiert werden, rufen sie eher Verwirrung hervor, da diese Begriffe für Gegenstände wie Kleidung, Blumentöpfe, Dachziegel oder als Bezeichnung für Tierfelle benutzt werden. Und wie ihr schon im Hautfarben-Guide I lesen konntet, sollte es vermieden werden, BI_PoC mit Gegenständen, Tieren oder Nahrung zu vergleichen. Deshalb empfehle ich, auch auf den Kontext zu achten, wenn ihr diese Farben benutzt.

Bei den obigen beiden Beispielen funktionieren die Sätze auch ganz gut ohne die Farbbezeichnung, weil es die Vergleiche sind, die eine Assoziation hervorrufen. »Er war groß und schlank. Seine Haut war rötlich braun.« – »Seine Haut hatte ein sanftes Braun, wie wenn der Wald von Licht durchflutet wurde.«

 

Modifikatoren

Modifikatoren definieren ein Wort genauer. Sie sind meist Adjektive und können benutzt werden, um Hautfarben konkreter zu benennen.

d u n k e l – t i e f – s a t t – k ü h l

w a r m – m i t t e l – g e b r ä u n t

h e l l – z a r t – b l a s s

Zum Beispiel: Sattes Schwarz, dunkles Braun, warmes Beige, blasses Rosa …

Diese genannten Modifikatoren funktionieren am besten in Kombination mit Farben, können aber auch für sich allein stehen, wie zum Beispiel gebräunt, blass oder hell – wobei »gebräunt« häufiger für hellhäutige Menschen benutzt wird. Wenn ich viel Sonne abbekomme, also gebräunt bin, hat meine Haut einen dunklen, satten Braunton. Wenn ich im Winter blass werde, habe ich eher eine gelbbraune Hautfarbe.

Bitte beachtet, dass »dunkel« als allein stehender Begriff angreifend und verletzend sein kann, aber vor allem uneindeutig ist. Meiner Erfahrung nach bezeichnen viele weiße Leute Halle Berry als dunkel, während sie für mich und für die meisten Schwarzen Menschen light-skinned [hellhäutig] ist. Weil jede Person eine eigene Definition von »dunkel« hat, wirft »dunkelhäutig« manchmal mehr Fragen auf, als es beantwortet. Deshalb wäre es von Vorteil, die Farbe konkret zu benennen.

Anmerkung von Vickie

Ich habe die Wörter »deep« und »rich« mit »tief« und »satt« übersetzt (»kräftig« könnte auch passen, aber dann müsste man »schwach« wohl auch benennen). Dadurch geht leider die positive, sogar empowernde Konnotation verloren. Dass die beiden erläuternden Wörter wichtig sind, liegt daran, dass es kaum Produkte für Schwarze und Braune Haut gibt. Die verschiedenen Hauttöne werden nicht unterschieden, sondern zusammengefasst.

Während es zum Beispiel in der dekorativen Kosmetik etliche mit Namen benannte Farbtöne und Schattierungen für weiße Menschen gibt (ich schreibe extra weiß und nicht hellhäutig, weil es für hellhäutige PoC wenig Auswahl gibt), findet man keine oder nur einen Farbton für braune Haut. Die Farbe heißt dann »dunkel«. Oder Kakao und Espresso.

Ashley Woodfolk berichtet in einem Thread auf Twitter darüber:


Make-up.
Gestern, GESTERN, habe ich nach der »besten Foundation für dunkle Haut« gegoogelt, weil nicht alle Marken passendes Make-up für mich anbieten. Wisst ihr, wie entmenschlichend es ist, kaum Produkte für die eigene Haut finden zu können?

Pflaster.
Sie sind beige. Mit war nicht bewusst, weshalb Pflaster diese Farbe haben, damit sie unsichtbar sind, bis ich einer weißen Freundin ein Pflaster gegeben habe, die eine Blase hatte. Sie hat es sich aufgeklebt und das Ding ist verschwunden. White Supremacy euch alle!

»Fleischfarbene« Strumpfhosen. Ich war sechs und im Ballett, als ich zum ersten Mal diesen Begriff gehört habe. Ich brauchte fleischfarbene Strumpfhosen, um am Unterricht teilnehmen zu können. Fleischfarbene Strumpfhosen haben nicht die Farbe meiner Haut. Anzunehmen, dass Weiß die Norm ist, gehört zur White Supremacy.

* * *

Ich habe leider (noch) keine Lösung, wie man »rich« und »deep« ausdrücken kann, und ich finde es schade, dass im Deutschen dadurch etwas verloren geht. Dabei finde ich, dass auch die Romanfiguren es auch verdient haben, sich wohl in ihrer Haut zu finden und selbstbewusst zu sein.

 

Untertöne

Untertöne sind die Farbnuancen oder Schattierungen, die die Hautfarbe genauer bestimmen.

Kühle und Warme Hauttöne

Um ein noch genaueres Bild von der Hautfarbe zu schaffen, eignen sich die Untertöne. Wie man auf dem Bild erkennen kann, gibt es einen Unterschied zwischen brauner Haut mit warmen orangeroten Untertönen (Kelly Rowland) und brauner Haut mit kühlen Untertönen (Rutina Wesley).

»Ihre Wangen leuchteten bronzen, wenn sie lächelte.«

»Seine ockerfarbene Haut hatte immer einen rosafarbenen Hauch, so als wäre er gerade einen Kilometer gelaufen.«

»Farahs hellbraune (‘fawn’) Haut war durch die Sommersonne fleckig und sommersprossig geworden. Selbst nachdem der Herbst ins Land gezogen war, haftete die ungleichmäßige Bräune immer noch wie eine Klette an ihrer Haut, während die Sonne dem seidigen rotbraunen Ocker ihrer Mutter einen satten Ton verliehen hatte.«

Aus meiner Kurzgeschichte »Where Summer Ends« aus der Anthologie Strange Little Girls.

Die Hautfarbe spiegelt auch den Charakter der Figur wider, und so kann man die Mehrdeutigkeit der Farbnamen nutzen, um Assoziationen zu erwecken. »Fawn« ist die Bezeichnung für eine helle gelbbraune Farbe, bedeutet aber auch »Rehkitz«. Ein Kitz ist klein und scheu. Das passt perfekt zu dem Charakter meiner schwer traumatisierten Figur.

Obwohl ich es bevorzuge, nur die Basisfarben für Hauttönen zu benutzen, habe ich keine Berührungsängste mit kreativen Beschreibungen. Manchmal habe ich meinen Spaß daran, die Figuren auf poetische Weise zu beschreiben.

 

Dieser Artikel gehört in die Reihe »Hautfarben«. Mehr Beiträge findet ihr hier:

15 Comments

  1. Daba 30. Juli 2023

    Sehr gut! Ich danke dir, das hilft mir echt weiter! 😘

  2. Desiderius 4. Januar 2023

    Zuerst einmal ein superhilfreicher Beitrag, meine Charaktere mit brauner Haut werden sich über neuen Beschreibungsideen sehr freuen! Vielen Dank dafür!

    Dennoch möchte ich gern noch etwas anmerken:
    Ich selbst bin sehr, sehr blass, schätze es aber ebenso wenig mit Essen (Mehl, Milch…) verglichen zu werden. Ich bin für niemanden zum Essen gedacht und so beschrieben zu werden fühlt sich für mich auch ohne Rassismus-Hintergrund sehr unangenehm an. Nicht zuletzt, weil ich lange Zeit mit meiner angeblich ungesunden Blässe fortwährend aufgezogen wurde. Dabei mag ich mich so, wie ich bin.
    Rosa wäre dennoch völlig verkehrt, denn wie oben schon erwähnt, bedeutet rosa Haut meist irgendeine Art von Verletzung o.ä. Abgesehen davon kenne ich keine Person, deren Haut wirklich rosa ist, von daher wäre eine solche Beschreibung nicht okay.
    Meine eigene Haut ist von einem hellen Beige, ich umschreibe es am liebsten als Sandfarben. In meinen Acrylfarben gibt es einen Farbton namens Sand, ein sehr helles Beige und es gibt meinen Hautton optimal wieder. Wobei auch Beige für mich völlig in Ordnung ist.
    Den Begriff “Fleischfarbe” finde ich auch völlig unsinnig: Fleisch ist rot und liegt im Allgemeinen unter der Haut und “Hautfarbe” ist eben eine große Palette.
    Was das Makeup anbelangt: Mit meinem Hautton ist es kaum möglich, etwas vernünftiges zu finden, wenn ich nicht scharf drauf bin, meiner “ungesunden” Blässe ein bisschen mehr Farbe zu verleihen, um nicht so bleich zu sein. Die kosmetische Makeup-Industrie plant nur bestimmte “Weiß”-Töne ein, ab einem gewissen Grad ist es zu hell und wird eher als ungesund angesehen. Das ist natürlich etwas völlig anderes, ich will da auf keinen Fall Vergleiche anstellen. Aber unangenehm ist es trotzdem, suggeriert zu bekommen, dass die eigene Hautfarbe so nicht okay ist oder gar von anderen als kränklich angesehen wird – denn wie gesagt, ich mag meine Haut so, wie sie ist, auch wenn das ein langer Weg war. Ich schminke mich seit meiner Transition ohnehin nur noch ab und an für Auftrittssituationen.
    Inzwischen nehme ich überflüssige Sprüche über meine blasse Haut mit Humor, weiß es aber sehr zu schätzen, wenn Menschen mit ihrem Wording jeder Person gegenüber gleichermaßen achtsam sind, ungeachtet des Hauttons.

    Liebe Grüße,
    Desiderius M. Rainbow

  3. Olivia 20. August 2022

    Interessanter Artikel.

    Ich finde, es ist echt schwer “weiße” Haut in einer Farbe zu benennen, deswegen bin ich auch aif doese Seite gestoßen. Ich male und beschäftige mich daher mit Farben. “Beige” wäre für mich zu gelb und “rosa” zu wenig gelb und zu knallig. Ein “helle Haut und ein rosa unterton” würde dagegen natürlicher klingen.

    Was mich irritiert sind die Buntstifte von Fabercastell, die helle Hauttöne “fleischfarben” nennen, obwohl Fleisch doch rot ist. ^^

    Bezüglich der -ich sag mal- hellbraunen Flaster habe ich gehört, dass diese Farbe die natürliche Farbe des Materials ist und nicht extra eingefärbt wird, um bei Weißen zu verschwinden.

    Stört dich die benutzung des Wortes “hell” eigentlich genau so wie “dunkel”?

    Gerade laß ich ein Buch, indem wurde helle Haut mit weißen Pfirsichen verglichen.

    In vielen Büchern wird eine nicht Weiße Person mit olivfarbend beschrieben, wo ich als Kind immer an grüne Oliven denken musste.

  4. Kuroi 26. Januar 2022

    Echt hilfreich, dank dir!

  5. Thera 26. Januar 2022

    Phänomenal hilfreich, dank dir!

  6. Hestur 26. Januar 2022

    Auch ich möchte mich für diesen wahnsinnig hilfreichen Beitrag bedanken. Ich war erst unsicher, ob einer meiner Hauptcharaktere ein “Character Of Colour” (Ich hoffe, die Bezeichnung ist korrekt?) werden sollte, weil ich nur vor kurzem gelesen hatte, dass Nahrungsmittelvergleiche als abwertend wahrgenommen werden und deswegen irgendwie keine Ahnung hatte, wie ich ihn ästhetisch und nicht…grobwortig beschreiben kann. Aber mit diese Farbpalette den Komplexen Farbbezeichnungen und deinen Beispielen erscheint mir das gar nicht mehr wie eine Herausforderung, vielen Dank!

    MlG Hesti

    • Victoria Linnea 27. Januar 2022

      Das freut mich sehr.
      Und “character of color” ist prima.
      PoC beinhaltet Schwarze Menschen, aber dadurch dass sie noch mal anderen Rassismus erfahren als nicht-Schwarze PoC, ist man dazu übergegangen, sie nochmal gesondert zu erwähnen.
      → BPoC (Black and People of Color), BIPoC (Black, Indigenous and People of Color)
      Dementsprechend kannst du “BIPOC character” oder zum Beispiel “black character and character of color” sagen.
      (Im Deutschen ist “Figur” üblich, also Romanfigur of color. 😊)

  7. Anonymous 6. November 2021

    Hi, Danke, hat mir sehr geholfen!
    LG

  8. Lilly 3. Mai 2021

    Erst einmal danke, dass Du dir die Mühe machst, solche Guides zu übersetzen/kommentieren/erläutern. Im deutschen Sprachraum findet man zu solchen Themen bisher recht wenig. Umso wichtiger sind solche Beiträge.

    Allerdings muss ich an dieser Stelle auch ganz konkrete Kritik üben:
    Nein, rosa/pink ist keine gute Bezeichnung für weiße/helle Hautfarbe. Dafür gibt es mehrere Gründe.

    1.) Es stimmt nicht. Niemandes Haut ist wirklich rosa.
    Die Hautfarbe eines Menschen wird durch ihren Melaningehalt bestimmt. Melanin liegt beim Menschen in zwei verschiedenen Arten vor: Eumelanin (braun/schwarz) und Phäomelanin (gelb/rötlich). Ersteres bestimmt über die Helligkeit der Haut, letzteres darüber, ob der Grundton eher gold- oder blau-/rotstichig ist. Bei jedem Menschen liegt beides(!) vor. Das heißt, menschliche Hautfarbe ist in der Regel immer ein Stück weit braun und nie gänzlich gelb oder rosa. Mit deiner Formulierung ” beiden Farben in Kombination” liegst du also gar nicht so falsch. Zu behaupten, weiße Haut wäre “pink/rosa” ist aber faktisch genauso falsch, wie zu behaupten, ein Mensch mit rötlich-braunem Hautton sei “rot” oder jemand mit heller goldstichiger Haut “gelb”.
    Ich meine, schau dir mal verschiedene Paletten von Hautfarben an:
    https://www.google.com/search?q=hautt%C3%B6ne&tbm=isch&ved=2ahUKEwjPgPePlK7wAhVs5rsIHVRpBOoQ2-cCegQIABAA&oq=hautt%C3%B6ne&gs_lcp=CgNpbWcQAzICCAAyAggAMgIIADICCAAyAggAMgQIABAeMgYIABAFEB4yBggAEAUQHjIGCAAQBRAeMgYIABAFEB46BAgAEEM6BQgAELEDOgcIABCxAxBDUOOCA1iFnQNg5Z4DaAFwAHgAgAFgiAHmBZIBAjEwmAEAoAEBqgELZ3dzLXdpei1pbWfAAQE&sclient=img&ei=-kKQYM-bCuzM7_UP1NKR0A4&bih=750&biw=1536&client=firefox-b-d#imgrc=jgxWOeslCEs6WM
    oder
    https://www.google.com/search?q=hautt%C3%B6ne&tbm=isch&ved=2ahUKEwjPgPePlK7wAhVs5rsIHVRpBOoQ2-cCegQIABAA&oq=hautt%C3%B6ne&gs_lcp=CgNpbWcQAzICCAAyAggAMgIIADICCAAyAggAMgQIABAeMgYIABAFEB4yBggAEAUQHjIGCAAQBRAeMgYIABAFEB46BAgAEEM6BQgAELEDOgcIABCxAxBDUOOCA1iFnQNg5Z4DaAFwAHgAgAFgiAHmBZIBAjEwmAEAoAEBqgELZ3dzLXdpei1pbWfAAQE&sclient=img&ei=-kKQYM-bCuzM7_UP1NKR0A4&bih=750&biw=1536&client=firefox-b-d#imgrc=Ufh95L2eKaW5JM (hier sind einige Bezeichnungen allerdings eher fragwürdig).
    Sieht irgendeine davon für dich wirklich rosa oder pink aus? Oder ist es vielmehr so, dass einige einen rotstichigeren Grundton haben als andere?
    Wenn eine rötlich-helle Hautfarbe beschreiben möchte, sollte man statt “rosa” also vielleicht eher Begriffe wie “pfiersichfarben” oder “apricot” verwenden. Die sind zwar formal auch Teil der rosa Farbpalette, enthalten aber einen deutlichen Gold-/Braunstich und sind daher einfach korrekter. Rosa selbst ist kein(!) Grundton bezüglich menschlicher Hautfarben.
    Btw in einem älteren Beitrag sagtest du, glaube ich, dass weder “elfenbein”* noch “creme” sich wirklich als Hautfarbebezeichnung eignen. Das stimmt ebenfalls nicht. Meine Haut ist hell und goldstichig mit leicht olivenem Unterton. Wenn ich sie direkt mit einem Bild der Farbe Elfenbein vergleiche, passt der Ton ziemlich exakt auf den Grundton meiner Haut. Meine Freundin hat sogar noch hellere, ebenfalls goldstichige Haut, fast buchstäblich weiß. Ihre Haut ist ähnlich zu der von Porzellanpuppen, ein sehr, sehr helles Creme. Gerade bei wärmeren, blassen Hauttönen passen diese Bezeichnungen extrem gut. Sie existieren aus einem Grund. Immerhin sind auch hellhäutige Menschen in der Lage, ihre Hautfarbe zu erkennen und zu benennen.

    * Elfenbein kann aus anderen Gründen schwierig sein. Immerhin ist der Handel mit diesen Material verboten. Inzwischen ist es allerdings auch eine vollkommen etablierte Farbbezeichnung. Muss jeder selbst wissen, wie er damit umgeht.

    2.) Die falschen Assoziationen
    Warum kommen uns Menschen mit heller Haut manchmal “pink” vor? Weil sie gerötete Haut haben. Vielleicht rötliche Wangen. Stellen, die gut durchblutet sind, wirken rötlicher als andere. Das hat ersteinmal nichts mit dem Hautton als solches zu tun.
    Aber wann genau ist Haut gut durchblutet? Wenn man geschlagen wird, zum Beispiel.
    Haut wird auch pink/rosa, wenn sie verbrannt ist. Oder bei Ausschlag. Generell wenn sie wund oder verletzt ist.
    Jedes Mal, wenn ich in einem Buch von rosafarbener oder sogar pinker Haut lese, bekomme ich die Assoziation von zu heiß gewaschenen Händen oder Sonnenbrand. Es hat immer ein bisschen was von Verletzungen oder zu hohem Blutdruck, was durchaus auch ein Grund ist, warum diese Bezeichnung in den Ohren vieler Menschen irgendwie falsch klingt. Rosafarbene oder Pinke Haut ist oftmals etwas eher ungesundes.

    3.) Respektlose Vergleiche
    Ich lese immer häufiger, dass die Haut **weißer Menschen mit Schweinefleisch oder gleich ganzen Schweinen verglichen wird. In manchen Genres oder Texten mag das sogar angemessen sein, bspw. um bewusst zu provozieren, dem “Spieß herum zu drehen” oder um dem Leser den Spiegel vorzuhalten. Und grundsätzlich muss man beim Schreiben nicht immer nett und höflich sein.
    Trotzdem möchte man seine Leser in der Regel nicht beleidigen, oder? Außerdem sollte man insbesondere darauf achten, für welche Zielgruppe man schreibt. Ist das Manuskript eher so Mainstream-YA? So ein Genre, das tendenziell von jungen Menschen im Alter von 12-16 gelesen wird? Menschen, die sich bezüglich ihres Äußeren generell oft unsicher oder unzufrieden damit sind? Dann sollte man vielleicht auf Beschreibungen verzichten, die sich so nach dem Motto “LOL, du siehst rosa aus. Wie 1 Schwein!!!” lesen.
    Generell sollte man es ernst nehmen, wenn eine Beschreibung eher negativ konnotiert ist. Auch wenn sie weiße Menschen betrifft. Zwar erleben diese nicht den Rassismus, den B_PoC erleben, sind jedoch deshalb nicht davor gefeit, sich bezüglich ihrer Hautfarbe unattraktiv oder hässlich zu fühlen, was man auch daran erkennt, wie viele Menschen Bräunungsspray verwenden.
    Wenn man also merkt, dass eine Formulierung Irritation oder negative Konnotationen hervorruft (wie in diesem Fall “rosa Haut”), dann sollte man das ernstnehmen damit vorsichtig umgehen (und das erst einmal unabhängig davon, ob noch andere, diskriminierende Aspekte hinzukommen).

    **”weiß” ist ein sehr relativer, sozial konstrierter Begriff. Mir fällt aber gerade keine Alternative ein, um auszudrücken, was ich ausdrücken möchte.

    “Beige” hingegen ist eine vollkommen korrekte Bezeichnung. Ich persönlich assoziiere damit auch nichts negatives. Es macht auch mehr Sinn als zum Beispiel Vergleiche mit Milch oder so (WTF?).

  9. Anonymous 31. März 2021

    Danke für diesen tollen Beitrag!

  10. Tasha 21. Februar 2021

    Ich wollte mich hier auch nochmal ganz ausdrücklich für deine Arbeit bedanken. Ich weiß das wirklich sehr zu schätzen.

  11. Sylph 21. September 2020

    Erstens Danke für den Beitrag. Ich arbeite gerade an einem Fantasy-Werk in einer Welt wo der übliche Hauttyp zwischen einem Mittelmeer/orientalischen Hauttyp bis hin zu einem nord-zentral afrikanischen Hauttyp (wenn das sinn ergibt) schwankt, deswegen suche ich natürlich verzweifelt nach Möglichkeiten klar zu machen, dass meine Charaktere alle die verschiedensten Brauntöne haben, ohne jemanden zu beleidigen/verletzen mit unbedachten Vergleichen.
    In diesem Sinne würde ich mich freuen, wenn der 3. Teil bald noch kommen sollte, damit ich vielleicht noch etwas mehr Inspiration finde wie ich meine verschiedenen Charaktere in meinem Kopf am besten übermittelt bekomme.

    • Victoria Linnea 23. September 2020

      Vielen Dank für deinen Kommentar!
      Der nächste Beitrag ist ein bisschen aufwändig, weil für den deutschen Sprachraum einiges nicht übernommen werden kann. Aber ich arbeite daran!

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