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Projektmanagement beim Schreiben – Teil I

„Wann wird denn dein Roman fertig?“

Was Vollzeit-Autoren dank ihrer Erfahrung nach einem kurzen Blick auf ihren Kalender ohne Probleme beantworten können, bringt viele Neulinge gehörig ins Schwitzen. Plotstränge, Figurenbau, Spannungsbögen … es gibt jetzt schon so viel zu bedenken, was über die eigentliche Schreibphase hinausgeht, dass die Frage nach dem Zeitaufwand unbewusst immer weiter nach hinten geschoben wird.

Dabei ist sie gar nicht so unwichtig – und zwar für Profis und Hobbyautoren gleichermaßen.

Warum ein gutes Zeitbewusstsein für Berufsautoren von Bedeutung ist, liegt auf der Hand. Sie haben Deadlines und Veröffentlichungstermine, müssen Zeit für Marketing und Networking einplanen und haben nicht zuletzt ihre Monatskasse im Hinterkopf. Gerade Selfpublisher können sich oft keinen allzu langen Abstand zwischen zwei Büchern leisten.

Hobbyautoren dagegen haben den Luxus, nicht an solche Termine gebunden zu sein. Das hat natürlich seine Vorteile, sie können sich mehr ausprobieren, haben Zeit für kreative Pausen und können ihr Projekt in aller Ruhe reifen lassen. Der Haken: zu viel Zeit macht träge, oft genug verliert man das Ziel aus den Augen und ist entsprechend frustriert, wenn das heißgeliebte Werk auch nach Jahren der Arbeit nicht fertig ist.

Wie euch ein einfacher Blick in die Zukunft dabei helfen kann, euch auf euer Projekt zu fokussieren und mit ein bisschen Planung eure Zufriedenheit zu steigern, darum geht es in diesem Artikel.

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Schritt 1: Wohin soll die Reise gehen?

Die vielleicht trivialste Frage stellt sich gleich zu Beginn – und ist vielleicht die Wichtigste, die euch im Verlauf eures Projektes begegnen wird. Wo soll es hingehen?

Damit ist zur Ausnahme einmal nicht das Ziel eurer Protagonisten gemeint (das ist natürlich auch wichtig), sondern euer eigenes. Was erhofft ihr euch von dieser Geschichte, was soll aus ihr werden?

Im klassischen Projektmanagement unterscheidet man zwischen Pflichtzielen und Wunschziele (oder interne Ziele). Die Pflichtziele stellen die Vorgaben des Auftraggebers dar, der sich im Wesentlichen nur für das fertige Produkt interessiert. Die Wunschziele sind die Anforderungen, die der Auftragnehmer an sich selbst stellt – ein bestimmter Qualitätsstandard, Effizienz, Mitarbeiterzufriedenheit.

Wenn man das auf das Schreiben überträgt, sind die Pflichtziele die allgemeinen Parameter eures Romans: Genre, Länge, Zielgruppe. Bei Ausschreibungen kommen in der Regel eine Deadline und eine Vorgabe für die Handlung dazu. Das sind eure Kernmerkmale, von denen ihr nicht abweichen könnt.

Die Wunschziele dagegen sind das, was ihr wollt. Soll euer Roman bei einem Verlag landen (wenn ja, habt ihr schon einen Wunschverlag im Hinterkopf)? Schreibt ihr für euch selbst oder für andere? Wartet vielleicht schon jemand sehnsüchtig darauf, euer Werk zu lesen?

Schreibt all diese Punkte auf bunte Karteikarten und erstellt euch daraus eine ganz individuelle Collage – das sind eure Ankerpunkte, an denen ihr euch immer wieder ausrichten könnt, wenn ihr einmal den roten Faden verloren habt. Außerdem könnt ihr euch hier immer wieder ins Gedächtnis rufen, warum ihr das schreiben wollt – eure ganz persönliche Motivation.

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Schritt 2: Eure To-Do-Liste

Jetzt, da ihr wisst, wo eure Reise hingehen soll, ist es an der Zeit, sich über den Weg Gedanken zu machen. Dabei geht es noch gar nicht darum, mit Kalendern und Zeitplänen zu hantieren, sondern einen Überblick zu bekommen, was ihr alles vor euch habt.

Nehmt euch dazu ein großes Blatt Papier und teilt es in drei Abschnitte: Vorbereitung, Schreiben, Korrektur. Optional könnt ihr auch einen vierten Abschnitt, Veröffentlichung, dazunehmen – das lohnt sich vor allem für diejenigen, die ihr Glück in der Verlagswelt oder als Selfpublisher versuchen wollen. Hier könnt ihr Themen wie Marketing, Verlags- oder Agenturensuche einbringen.

Jetzt notiert unter jeden Abschnitt alle Punkte, die euch dazu einfallen. Dabei ist es nicht so entscheidend, wie detailliert ihr vorgeht, sondern dass alles, was euch im Hinterkopf herumschwirrt, einen Platz auf dem Papier findet.

Zufrieden? Sehr gut.

Jetzt habt ihr einen ersten Wegweiser, eine Landkarte, die euch durch euer Projekt führt. Wie ausführlich ihr eure Route plant, ist Geschmackssache, aber nun wisst ihr, an welchen Aussichtspunkten eurer Reise es sich lohnt, innezuhalten und sich zufrieden auf die Schulter zu klopfen.

Nehmt diese Punkte als Motivationsschübe, wenn ihr wieder einmal das Gefühl habt, nicht voranzukommen. Wie ihr aus dieser Karte einen konkreten Plan für euer Projekt zaubern könnt, erfahrt ihr in Teil 2.

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